Stand: 31.12.2022 10:19 Uhr
2022 war geprägt von geopolitischen Krisen und einer geldpolitischen Zeitenwende. Damit geht eines der schlechtesten Börsenjahre seit Langem zu Ende. Die weltweiten Verluste an den Aktienmärkten sind groß.
Dow Jones minus neun Prozent, Nasdaq Composite minus 34 Prozent, Nikkei minus elf Prozent, Euro Stoxx 50 minus elf Prozent, DAX minus zwölf Prozent. Das sind die weltweiten Verluste an den Aktienmärkten seit dem ersten Handelstag 2022. Horrorzahlen für alle Privatanleger, aber auch Börsenprofis.
Wie kam es dazu? Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robo Markets, erinnert an den Beginn des Jahres: "Bitcoin am all time high, Aktien am all time high, Immobilien am all time high, das konnte so nicht weitergehen und dann hat der Ukraine-Krieg die Korrektur verstärkt. Dieser toxische Gemengemix wird wahrscheinlich noch bis ins erste Halbjahr reichen."
US-Leitzins-Anhebung tut den Aktienmärkten weh
Toxisch wurden irgendwann auch die Preise für Energieträger. Die Kosten für Öl und Gas schienen zu explodieren, die Folge war eine Preissteigerungs-Kettenreaktion mit der Folge einer Inflation in den USA in der Spitze von 9,1 Prozent im Juni.
Die Reaktion war heftig. Gleich viermal wurde der Leitzins in den USA um 0,75 Prozentpunkte, also 75 Basispunkte und zum Ende des Jahres nochmal um 50 Basispunkte angehoben. Das tat den Aktienmärkten weh. Jerome Powell, Chef der amerikanischen Notenbank FED, ist sich der Schmerzen bewusst: "Ich wünschte, es gäbe einen schmerzlosen Weg, aber den gibt es nicht."
In Europa zögerte sein Pendant Christine Lagarde sehr lange. Nur sehr vorsichtig wurden und werden die Zinsen im Euroraum angehoben. Den Profis an der Börse gefällt das nicht. Oliver Roth, Chefaktienhändler von Oddo Bhf meint, die drei Zinsschritte in 2022 reichen nicht, es müssen schnell mehr kommen. "Je später sie das in Angriff nimmt, desto härter werden die Auswirkungen auf die Börse."
Gold-Boom kurz nach Kriegsbeginn
Als sicherer Hafen gilt in Kriegs- und Börsenzeiten die Anlage in Gold. Und tatsächlich hat es kurz nach dem russischen Angriff einen kleinen Gold-Boom gegeben. Die Feinunze kostete nah am Allzeithoch 2052,00 US-Dollar. Aber nur kurz, dann gab der Kurs wieder nach. "Dadurch, dass die Leitzinsen nicht nur in den USA, sondern auch in Europa angezogen haben, verliert Gold an Attraktivität, denn Gold wirft keine Zinsen ab", erklärt Henrik Marx, Leiter Edelmetallhandel bei Heraeus.
In Euro gab es tatsächlich ein all time high beim Gold. Das wiederum hatte damit zu tun, dass Gold in Dollar taxiert wird, der Eurokurs gegenüber dem Dollar aber ein Zwanzig-Jahrestief erreicht hat. Für einige Wochen war der Dollar mehr wert als ein Euro. Auch dieser historische Sturz des Euro war eine der Geschichten in 2022.
Twitter unter Musk: "Ein absolutes Chaos"
Und für Geschichten war und ist immer einer gut, der für viele ein Mysterium darstellt: Elon Musk. Der zwischenzeitlich reichste Mann der Welt kaufte Twitter - für 44 Milliarden Dollar - und weiß jetzt irgendwie nichts mehr damit anzufangen.
Christoph Schmidt von Fegra Capital rätselt nicht lange, wie das passieren konnte. "Ich glaube, dieser Kauf war aus einer Laune heraus, und er kam da nicht mehr raus, musste dann quasi die Zeche zahlen. Und wie er das jetzt in der Firma managt, ist ein absolutes Chaos."
Musk sucht statt seiner jemanden, der oder die, wie er selber sagt, blöd genug ist, Twitter zu managen. Blöd ist, dass sich in diesem Jahr niemand gefunden hat.
Author: Elizabeth Adams
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