Die Ereignisse überschlagen sich: panische Investoren versuchen vergeblich Kapital von FTX abzuziehen, der hauseigenen FTT-Token verliert fast 75 Prozent und Insolvenzgerüchte machen die Runde. Marktmacht Binance mischte auch mit und bekundete Übernahme-Interesse. Das ganze Wild-West-Gehabe sorgt für reichlich Verwirrung und FUD am Kryptomarkt. FTX-Kunden stehen vor einem großen Fragezeichen.
Auszahlungen gestoppt
Die Sorge um eine Pleite bei FTX treibt den Anlegern zwischen dem 7. und 8. November die Sorgenfalten ins Gesicht. Es begann ein regelrechter Bank Run. Kunden retteten, was zu retten war – und trieben die Börse so an den Rand der Insolvenz. Die Folge: Auszahlungsstopps. Ein Beitrag im offiziellen Telegram-Channel bestätigt das:
Ja, Krypto-Auszahlungen sind angehalten.
FTX, Telegram
Auch Fiat-Währungen könne man demnach nicht mehr abziehen. Selbst bereits getätigte Auszahlungen stehen, aufgebrachten Nutzern zufolge, seit Stunden im Status: “wird bearbeitet”. Wann der normale Betrieb wieder aufgenommen wird, steht indes noch nicht fest. “Wir werden mit dem Hochfahren beginnen, sobald auf unserer Seite alles fertig ist”, heißt es nichtssagend auf Telegram.
Was passiert bei Insolvenz mit Kundengeldern?
Aus der geplanten Binance-Übernahme wird wohl nichts. Das Angebot lief im Rahmen eines sogenannten “Letter of Interest”, also einer nicht bindenden Absichtserklärung. Die Kryptobörse von CEO Changpeng “CZ” Zhao behielt sich den endgültigen Kauf also vor. Coindesk zufolge sei es mittlerweile “höchst unwahrscheinlich”, dass eine Einigung getroffen wird. Kurzum: die FTX Bilanz ist so schlecht, dass sogar der selbsternannte Retter, Binance, weiterzieht. Die Insolvenz-Vorwürfe gegen FTX dürften nun noch erdrückender werden. Dylan LeClair, Analyst bei UTXO, prophezeit einen möglichen Ausgang für Kunden der Börse:
Das wahrscheinliche Ergebnis ist Kapitel 11 und eine Sammelklage, die sich über Jahre hinzieht, wo Sie [Kunden] 0,10 bis 0,30 Dollar für 1 Dollar bekommen. Ebenso macht es aus geschäftlicher Sicht keinen Sinn, dass CZ [Binance-CEO] Milliarden US-Dollar aufwendet, nur um die Benutzer zu entschädigen.
Schon bei der Pleite der Lending-Dienstleister Celsius und Voyager kam es zum Kapitel 11 Insolvenzverfahren. Diese Art von Insolvenz bedeutet, dass Sanierungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen getroffen werden. Sie sollen zu einem Plan führen, wie das Unternehmen seine Gläubiger bestmöglich befriedigen kann.
Ob FTX tatsächlich Insolvenz anmelden muss, ist bisher noch unklar. Fraglich ist derweil auch, ob Kundengelder sicher sind. Entsprechende Anfragen blieben BTC-ECHO gegenüber unbeantwortet.
Author: Christina Reynolds
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