Die Bären haben sich die Finger verbrannt. Ein Bitcoin kostete in der Nacht auf Dienstag zeitweise 35.000 Dollar.
Bitcoin hat ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben. Bereits seit einer Woche steigt der Preis, in der Nacht auf Dienstag beschleunigte sich der Anstieg: Bitcoin übersprang zeitweise die Marke von 35.000 Dollar, die es zuletzt im September 2022 gesehen hatte, bevor die Pleite der Kryptobörse FTX einen tiefen Fall auslöste. Doch nun ging es rasch: Auf Sicht von 24 Stunden liegt der Preis zehn Prozent im Plus, auf Sicht von einer Woche ein Fünftel. Ist das nachhaltig?
Ein Grund für den Anstieg dürfe mit dem etwa vierjährigen Zyklus zusammenhängen, dem Bitcoin unterliegt. Am 25. April 2024, also fast genau in einem halben Jahr, steht das nächste „Halving“ (Verknappung des Angebots neuer Bitcoin) an. Ein halbes Jahr vor dem Halving war bisher immer ein guter Zeitpunkt, Bitcoin zu kaufen. Darauf dürften viele Anleger nun wetten. Der Effekt könnte bald verpuffen – zumindest kurzfristig. Wer jetzt kauft, muss sich auf erhöhte Volatilität einstellen.
Doch gibt es noch einen Grund für den Anstieg: Die US-Börsenaufsicht SEC könnte nächste Woche erstmals einen Bitcoin-ETF (Fonds) genehmigen. Dann könnten in den USA viele institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Versicherungen Bitcoin kaufen, die das derzeit teilweise noch gar nicht dürfen. Das könnte die Nachfrage nach Bitcoin anheizen. Zwei Analysten von Bloomberg Intelligence, Elliott Stein und James Seyffart, sagten, dass „die Genehmigung eines Spot-Bitcoin-ETF unvermeidlich erscheint“ und dass einer Reihe von Fonds wahrscheinlich grünes Licht gegeben wird, obwohl der Zeitpunkt noch ungewiss ist. Doch diese Aussicht ist nicht für den Anstieg der vergangenen Nacht verantwortlich, sie ist ja schon bekannt, und noch hat die SEC keinen Bitcoin-ETF zugelassen. Sie ist aber für die allgemein gute Bitcoin-Stimmung mitverantwortlich.
Bitcoin hat einen langen und tiefen Bärenmarkt hinter sich. Vor zwei Jahren kostete eine Einheit zeitweise 68.000 Dollar. Dann kamen mehrere Faktoren zusammen, die Bitcoin auf unter 16.000 Dollar fallen ließen: der Vierjahreszyklus, in dem wieder ein Rückgang fällig war, die Pleite einiger Kryptobörsen und Kryptofirmen (die nichts mit Bitcoin zu tun hatten, aber für negative Stimmung sorgten) – und die Zinswende: Ein starkes Argument für Bitcoin ist, dass es der Inflation trotzt, weil es mit 21 Millionen Stück begrenzt ist und anders als Euro und Dollar nicht beliebig nachgedruckt werden kann. Sollten die Notenbanken nun die Inflation in den Griff bekommen und mit dem Gelddrucken aufhören, fiele ein Argument für Bitcoin weg. Doch gibt es auch weitere Argumente für Bitcoin (direkte Zahlungen ohne Mittelsmänner, Unabhängigkeit von Banken und Zentralbanken, Erlaubnisfreiheit, Sicherheit vor Eingriffen von außen), zudem ist nicht sicher, dass die Abkehr der Notenbanken vom Gelddrucken dauerhaft ist.
So mancher Anleger dürfte angesichts der starken Preisanstiege von „FOMO“ (Fear of Missing out) erfasst worden sein, der Angst, etwas zu verpassen. Die Bären (so nennt man Pessimisten an den Börsen) wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Doch Bitcoin ist volatil, möglicherweise ergeben sich in der nächsten Zeit noch günstigere Einstiegsmöglichkeiten.
Author: Jade Oneill
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