Die Farben der Stromkabel geben oft Rätsel auf. Wer eine Leuchte anschließen will, die nicht nur in die Steckdose gesteckt werden muss, steht vor einer Herausforderung: Aus der Decke oder Wand kommt ein Stromkabel mit mehreren sogenannten Litzen, deren Farben den durchschnittlichen Handwerker mehr verwirren, als dass sie helfen. Was hat es mit der Bedeutung dieser Kabelfarben auf sich? Wir klären auf.
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Stromkabel: Die Standardfarben der Adern
Folgende Farben kennzeichnen die Adern des Stromkabels bei korrekter Verkabelung:
- Grün-gelb: Schutzleiter oder Erdung (PE), nicht strom- oder spannungsführend (außer im Fehlerfall)
- Blau: Neutralleiter (N), spannungsführend
- Braun, grau oder schwarz (1 bis 3 Adern pro Stromkabel): Außenleiter oder Phasenleiter, umgangssprachlich auch "Phase" (L1 bis L3), spannungsführend!
Verlassen Sie sich nicht auf die Farben, denn das kann leicht mit einem Stromschlag enden. Die Farbkennzeichnung kann je nach Land und Alter der Installation abweichen – und natürlich auch bei Anschlussfehlern! Eine separate Aderleitung für die Erdung als Schutz vor Stromschlägen durch Berührspannung gibt es in über 60 Jahre alten Hausstromnetzen in der Regel noch nicht.
Keine Sachkenntnis? Hände weg vom Stromkabel!
Grundsätzlich dürfen fachliche Laien keine Arbeiten an elektrischen Anlagen durchführen. Genau genommen gehört hier auch der Anschluss von Leuchten dazu (das regeln einschlägige Verordnungen wie EN, DIN-VDE, TRBS, DGUV).
Das Wissen um die Bedeutung der Farben eines Stromkabels reicht nicht aus. Ein Basiswissen der Elektrotechnik und Elektroinstallation ist zwingend erforderlich. Gerade im privaten Bereich kommt es nicht selten zu haarsträubenden und teilweise auch lebensgefährlichen Fehlern. Um diese zu vermeiden, muss die technische Bedeutung der Leiter zu 100 Prozent bekannt sein – und es bedarf eines fachlichen Verständnisses, wie das Netz aufgebaut ist beziehungsweise aufgebaut sein kann, Ströme fließen und fließen können (auch im Fehlerfall).
Wichtig: Unterbrechen Sie vor Arbeiten am häuslichen Stromnetz im Sicherungskasten den gesamten Stromfluss und sichern Sie diesen vor dem Wiederschalten (Sicherungskasten abschließen, mindestens Warnhinweis anbringen). Prüfen Sie dann mit einem zweipoligen Spannungsprüfer die Spannungsfreiheit aller Adern des Stromkabels.
Stromkabel-Farben verraten die Funktion einer Ader
Die Stromkabel-Farben erfüllen nicht etwa dekorative Zwecke, sondern folgen einer europaweit gültigen Regelung für elektrische Anlagen und Elektroinstallationen. In dieser ist festgelegt, welches "Kabel" – korrekt, welche "Leitung" – welche Farbe trägt. Präzise formuliert geht es bei der Norm aber nicht um die Kabelfarbe, sondern um die Farbe der Adern. Denn in einem einzigen Stromkabel sind mehrere, voneinander isolierte Adern zusammengefasst. Die jeweiligen Farben der Leitungen geben Aufschluss über deren Funktion.
Die korrekte Farbgebung der Aderleitung ist von größter Wichtigkeit, denn Ader ist nicht gleich Ader! Unser 230-Volt-Spannungsnetz, an das alle deutschen Haushalte angeschlossen sind, braucht für einen sicheren Betrieb drei unterschiedliche Typen von Adern.
Diese sind:
- Außenleiter oder Phasenleiter (L)
Der Außenleiter beziehungsweise die Phase führt den Strom zum Gerät (zum Beispiel der Lampe) und steht somit unter Spannung. Die Phasen L1 bis L3 sind braun, schwarz und grau ummantelt.
- Neutralleiter (N)
Der Neutralleiter nimmt bei eingeschaltetem Verbraucher (z. B. Lampe, Herd oder Staubsauger) die Wechselspannung des Außenleiters auf und sorgt somit für einen geschlossenen Stromkreis. Er ist blau ummantelt.
- Erdung (Schutzleiter, Nullleiter, Erde oder PE für „protective earth“)
Der Schutzleiter sorgt dafür, dass gegebenenfalls auftretende Berührspannung in Richtung Erde geführt wird. Er trägt eine grün-gelbe Ummantelung.
In einer typischen Wohnungsinstallation sind drei Phasen L1, L2 und L3 vorhanden. Vom Sicherungskasten führt zu jeder Steckdose und zu jedem Leuchtenanschluss jedoch nur eine Ader mit einer der Phasen.
Übrigens: Die in oder an der Wand verlegten Aderleitungen des Hausstromnetzes müssen einen massiven Kupferkern haben, da dieser eine höhere Leitfähigkeit hat als die gebündelten dünnen Kupferdrähte in den Anschlussleitungen zu den jeweiligen Verbrauchern. Diese wiederum haben den Vorteil, dass sie biegsamer sind, was bei freiliegenden Kabeln wichtig ist. Aus diesem Grund sind die Anschlusskabel zwischen Verbraucher und Stecker häufig auch nicht dreiadrig, sie enthalten also keinen Schutzleiter.
Typische Stromkabel-Farben für Deckenleuchten
Im Normalfall liegen an einem Leuchtenanschluss drei Adern an, die unterschiedliche Farben haben:
- Grün-gelb: PE/Erdung
- Blau: Neutrallleiter (N)
- Braun, schwarz oder grau: Außenleiter (L)
Auch Stromkabel mit vier Adern sind in Wohnungen anzutreffen. Dabei gilt in der Regel folgende Farbzuordnung:
- Grün-gelb: Erdung (PE)
- Blau: Neutralleiter (N)
- Braun: Außenleiter (L1)
- Schwarz: Außenleiter (L2)
Wenn es keine Erdung gibt, geben die Farben der Aderleitungen in den Kabeln Hinweise auf diese Zuteilung:
- Blau: Neutralleiter (N)
- Braun: Außenleiter (L1)
- Schwarz: Außenleiter (L2)
- Grau: zusätzlich vorhanden
Stromkabel-Farben: Sonderfälle bei der Altbausanierung
In Altbauten kann die Farbgebung der Leitungen abweichen, da sich die Farbkonventionen über die Jahre geändert haben und erst seit 1965 verbindlich sind. So haben zum Beispiel alte Stromkabel oft nur einen schwarzen und/oder braunen sowie einen grauen Leiter. Bei älteren Installationen kann es also sein, dass man auf dreiadrige oder vieradrige Kabel trifft, bei denen die Aufteilung dieser entspricht:
- Grau: Nullleiter (PEN)
- Schwarz/Braun/Blau: Außenleiter (L)
Hier wird klar, warum sich Heimwerker nicht leichtfertig auf die ihnen bekannte Farbkennzeichnung von Stromkabeln verlassen dürfen: Die Kombination aus blauem Außenleiter und grauem Nullleiter widerspricht genau den aktuellen Kabelfarben!
„Klassische Nullung“ ohne Neutralleiter
Von den Anfängen der Elektroinstallation bis kurz nach dem 2.Weltkrieg gab es in der Hauselektrik in der Regel noch keine separate Schutzerdung der Geräte. Das Gleiche gilt für viele Plattenbau-Wohnungen in den neuen Bundesländern, die (noch) nicht grundsaniert wurden. Diese Leitungen sind für einphasige Geräte also zweiadrig mit folgenden Farben:
- Grau: Nullleiter und Erdung (PEN für "Protective earth neutral")
- Braun/Schwarz: Außenleiter (L)
Hier wurde die Erdung (PE) gleichzeitig als Neutralleiter (N) verwendet. Aus der Kombination PE plus N wird PEN. Daher stammen die Begriffe "klassische Nullung" und "Nullleiter" – und die problematischen Brücken in den Steckdosen beziehungsweise Lampenauslässen. Wird ein solcher PEN beispielsweise in einer Dosenklemme unterbrochen, liegt auf dem geerdeten Gehäuse eines eingeschalteten Gerätes (über dessen Innenwiderstand) die volle lebensgefährliche Spannung 230 V. Auch aus diesem Grund müssen ab dem 1. Mai 1973 in Deutschland bei allen neuen Installationen getrennte Schutzleiter (grün-gelb) bis zur Steckdose/Leuchte geführt werden. Bereits seit 1965 gilt die Norm für die heutige Farbkennzeichnung des Neutralleiters (Hellblau, später Blau) und der Erdung (Grün-Gelb). Aber: Ältere Installationen genießen bis heute Bestandsschutz, müssen also nur im Fall einer entsprechenden Sanierung der Gebäude an die heute geltenden Vorschriften angepasst werden.
Stromkabel-Farben vertauscht? Fehlerhafte Installationen erkennen
Die oben aufgeführte Bedeutung der Kabelfarben gilt nur für aktuelle Installationen, bei denen sich der Installateur an die Regeln gehalten hat! Bei der Prüfung der Funktion der ankommenden Leiter muss auch eine fehlerhafte Installation erkannt werden. Es kommt leider immer wieder vor, dass die Stromkabel-Farben nicht korrekt beziehungsweise völlig anders verwendet worden sind. Nicht selten findet man auch bei geschalteten Leitern die Farben Weiß, Rot und Violett! Auch die „Todsünde“, dass der grün-gelbe Schutzleiter als Phase verwendet wurde, wird leider häufiger begangen als man denkt. Zur Prüfung der Spannungsfreiheit ist ein zweipoliger zugelassener Spannungsprüfer zu verwenden. Die Prüfung muss sicher, korrekt und zweifelsfrei durchgeführt werden.
Die 5 elektrischen Sicherheitsregeln beachten
Beachten Sie immer diese „5 elektrischen Sicherheitsregeln“, bevor Sie mit Arbeiten an Elektroinstallationen beginnen – selbst wenn Sie nur eine Lampe anschließen:
- Freischalten
Trennung des spannungsführenden Bauteils vom Stromkreis – im Haushalt in der Regel durch Umlegen des FI-Schutzschalters oder durch Herausdrehen der Schmelzsicherung. Das Ausschalten des Lichtschalters reicht nicht.
- Gegen Wiederschalten sichern
Bringen Sie mindestens einen Warnhinweis am Sicherungskasten an und schließen Sie ihn wenn möglich zusätzlich ab.
- Spannungsfreiheit feststellen
Prüfen Sie mit einem zweipoligen Spannungsprüfer, ob alle Adern des Stromkabels spannungsfrei sind. Achtung: Handelsübliche Stromprüfer-Schraubendreher sind nicht geeignet, da sie keine verlässlichen Ergebnisse liefern.
- Erden und kurzschließen
Als zusätzlicher Schutz vor dem Wiederschalten werden stromführende Phasen vor Beginn der Arbeiten geerdet.
- Abdecken und Abschranken
Wenn benachbarte elektrische Bauteile weiterhin unter Spannung stehen, müssen diese mit Isoliermatten gesichert oder unzugänglich gemacht werden.
In normalen Haushalten mit 230 bis 400 Volt-Stromkabeln reicht es üblicherweise, die Regeln 1 bis 3 zu befolgen. Regel 4 und 5 sind vor allem bei Arbeiten mit Spannungen ab 1000 Volt zu beachten.
Anschließend müssen folgende Arbeiten gewissenhaft durchgeführt werden:
- Richtiges Entmanteln der Leitung
- Abisolieren der Litzen von flexiblen Leitern mit passendem Werkzeug
- Richtiger Umgang mit abisolierten Leitern der Installation (zum Beispiel bei Oxidation oder Farbresten bei den Kupferleitern)
- Richtige Länge der Leiter und der blanken Stelle
- Verbindung von Erdung der Lampe mit der Erdung aus der Decke, Neutralleiter mit Neutralleiter und Außenleiter mit Außenleiter
- Verwendung von passenden und zugelassenen Klemmen, gegebenenfalls Andern-Endhülsen und Abdeckungen (Baldachin, Leuchten-Auslassdose)
- Zugentlastung der Leuchten-Leitung
- Wiederherstellung der Schutzart IP20 oder fallweise höher. Direkter und indirekter Berührungsschutz muss gewährleistet sein!
Beachten Sie: Die Haftung und volle Verantwortung liegt allein bei Ihnen, wenn die Arbeiten nicht vom Profi durchgeführt werden!
Herdanschluss: Hier muss der Fachmann ran
Wenn man einen Herd anschließen muss, verwendet man in der Regel ein Stromkabel mit fünf Adern in unterschiedlichen Farben: Ein Herd verbraucht viel mehr Energie als ein einzelner Außenleiter allein liefern könnte, ohne zu überhitzen. Deswegen liegen beim Herdanschluss alle drei Außenleiter (L) an, sowie zusätzlich noch die Erdung (PE) und der Neutralleiter (N). Achtung: Hierbei handelt es sich um den umgangssprachlich Starkstrom oder Drehstrom genannten Dreiphasen-Wechselstrom mit 400 Volt Spannung, mit dem nur geschultes Fachperson umgehen darf!
- Gelb-grün: Erdung (PE)
- Blau: Nullleiter (N)
- Braun: Außenleiter (L1)
- Schwarz: Außenleiter (L2)
- Grau: Außenleiter (L3)
Es kann allerdings auch sein, dass die drei Außenleiter nicht braun, schwarz und grau sind, sondern alle dieselbe Farbe haben. Wichtig ist lediglich, dass bei sämtlichen Installationen nach dem aktuellen Standard der Neutralleiter (N) die Farbe Blau hat und die Erdung (PE) gelb-grün gekennzeichnet ist, aber keiner der Außenleiter (L) eine dieser Farben trägt.
Findet man ein fünfadriges Stromkabel, ist nicht automatisch eine Erdung verschaltet. Ohne Erdung ist die Farbverteilung in der Regel diese:
- Blau: Nullleiter (N)
- Braun: Außenleiter (L1)
- Schwarz: Außenleiter (L2)
- Schwarz
- Grau
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Fazit: Farben der Stromleitungen zu kennen reicht nicht!
Im Laufe der Jahrzehnte und im Zuge der europäischen Harmonisierung haben sich die Regeln für die Farbcodierung der Adern mehrfach geändert. Vor allem in Altbauten, die später nicht saniert wurden, trifft man daher oft auf Stromkabel mit vom oben beschriebenen Schema abweichenden Farben. Daher und weil die Sicherheitsstandards sich verändert haben, ist es sinnvoll, die Hauselektrik alter Gebäude zu sanieren.
Wer die Funktionen nicht eindeutig identifizieren kann, muss unbedingt einen Fachmann fragen! Ein Elektriker kann leicht feststellen, wie die Adern verschaltet sind, indem er Messungen vornimmt. Um zuverlässig solche Messungen auszuführen und zu verstehen, bedarf es weitreichender Kenntnisse und zudem des entsprechenden Werkzeugs. Eigenexperimente mit einem Multimeter oder einem einpoligen Spannungsprüfer sind lebensgefährlich!
Author: Tammy Wood
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